Erweitere dein Wissen: Technikdetails zum Moterra SL
Schon bei seinem Debüt vor ein paar Wochen hat das Moterra SL ein eindrucksvolles, die E-MTB Kategorie veränderndes Statement abgegeben. Und so war dies möglich.
Im Februar präsentierte Cannondale das Moterra SL. Die Presseveranstaltung dazu war spektakulär. Die Testberichte waren enthusiastisch. An Superlativen wurde nicht gespart. Und wir sind daher sehr stolz auf dieses Bike.
Abgesehen von der herausragenden Leistung waren die Schlagzeilen über das Bike nur eine Feststellung von Tatsachen: Das Moterra SL ist das bisher leichteste Full-Power E-Mountainbike.* Mit anderen Worten: Auf dem Markt für Long Travel E-MTBs gibt es kein anderes Modell, das so leicht ist und gleichzeitig so viel Leistung bietet, wovon Reichweite als auch Drehmoment profitieren.
Aber wie konnte diese Bike so konzipiert werden, damit es sich so ausgewogen und satt hart fährt, wie die Heavy Duty E-MTBs auf dem Markt und sich gleichzeitig so spielerisch im Trail und in der Luft manövrieren lässt wie Monas Scalpel?
*Das Moterra SL ist das erste Trailbike mit 150 mm Federweg, das 85 Nm Drehmoment, mehr als 600 W dauerhafter Leistungsabgabe und 601 Wh Akkukapazität in eine 19,7 kg leichte Maschine packt. Volle Power trifft auf leichtgewichtige Agilität – einfach eine Klasse für sich. *E-MTB mit einer Antriebseinheit mit einem Drehmoment von mindestens 85 Nm und einer Akkukapazität von mindestens 600 Wh.
Flexibel bleiben
Um das Gewicht des Moterra SL so niedrig wie möglich zu halten, haben wir uns im eigenen Haus umgesehen. Unsere Konzept der FlexPivot™ Kettenstrebenkonstruktion schien verführerisch, aber wir hatten es noch nie für ein in Serie produziertes Bike mit mehr als 120 mm Federweg verwendet.. Wie viel Optimierungsarbeit war also für ein Bike mit 150 mm Federweg nötig?
Weniger als man denken würde. Unsere FlexPivot-Technologie gibt es zwar schon seit Anfang der 2000er Jahre (Premiere feierte sie im Scalpel der ersten Generation), aber das Konzept wurde in der Zwischenzeit weiterentwickelt und ist heute weitaus ausgereifter. Anstatt ein möglichst geringes Gewicht anzustreben und für längere Federwege aufzurüsten, kehrt der neueste FlexPivot-Ansatz diesen Weg um: Es ist so robust ausgelegt, dass er bei Bedarf abgespeckt werden kann.
„Das Ziel der neuesten FlexPivot-Architektur war es immer, sie bei Bikes mit längerem Federweg einzusetzen. Wir testen sie schon seit Jahren an Bikes mit relativ viel Federweg“, berichtet Adam Opolka, Design Engineer für Mountainbikes bei Cannondale. „Wir haben die Form der Streben und das Carbon-Layup so optimiert, dass sie im Vergleich zu früheren Generationen problemlos einen breiteren Bereich abdecken, außerdem können wir das System relativ einfach feintunen.“
„Wenn es nicht so leicht wäre, könnten man behaupten, dass es für Modelle wie das Scalpel überdimensioniert ist“, fährt Opolka fort. „Aber selbst bei einem Bike wie dem Moterra SL erhöht es im Vergleich zu Drehgelenken die Steifigkeit und Festigkeit.“
Gewicht runter
Neben FlexPivot spart das Moterra SL auch an anderen Stellen wertvolle Gramm. Die Entwicklung und Integration des Akku- und Antriebssystems bereits in der Anfangsphase des Projekts – und nicht erst bei der Auswahl von Plug-and-Play-Komponenten – war ein großer Vorteil.
„So konnten wir Komponenten wie den Kabelbaum und das Akkugehäuse von Anfang an spezifisch anpassen“, erzählt Roland Czuday, Product Manager für E-Mountainbikes bei Cannondale. „Beim Batteriegehäuse hätten wir beispielsweise einen Carbon-Verbundwerkstoff wählen können, um das Gewicht niedrig zu halten, haben uns stattdessen aber für eine leichte Aluminiumlegierung entschieden, weil sie die Wärme besser ableitet. Dadurch könnte der Rahmen leichter ausgeführt werden, ohne dass weitere Maßnahmen zur Kühlung ergriffen werden mussten, wie Entlüftungsöffnungen, größere Rohrdurchmesser und ähnliches.“
Die peripheren Komponenten von Akku und Antrieb, die von Fahrern häufig vergessen werden, tragen ebenfalls zum Gewicht des E-Bikes bei und wurden speziell für das Moterra SL optimiert. „Unser Kabelbaum wurde individuell für dieses Bike gefertigt, und stammt nicht von der Stange, ebenso wie viele andere Kleinteile“, so Czuday. „Keine Kompromisse lautete das Ziel – volle Leistung, volle Reichweite, geringes Gewicht. Das war schwierig, aber die aufgeführten Details haben uns sehr geholfen.“
Leistung hoch
Und damit kommen wir zum Akku. Auf den ersten Blick scheint der 600-Wh-Akku des Moterra SL am unteren Ende des Angebots zu liegen: die leichtesten Fahrräder sind mit 400-Wh-Akkus ausgestattet, während die größten Maschinen mit bis zu 900-Wh-Akkus bestückt sind. Aber die inneren Werte zählen.
„Bei diesem Akku kommen die neuesten Batteriezellen vom Typ 21700 zum Einsatz, die leichter und kleiner sind als andere, sich bei der Leistungsfähigkeit aber nicht hinter größeren Akkus verstecken müssen“, sagt Czuday. „Und da wir ihn speziell für das Moterra SL hergestellt haben, konnten wir ihn auch entsprechend anpassen. Es gibt auch keine Aussparung für den Akkuwechsel, sodass der Rahmen noch leichter werden kann.“
Das Endergebnis
Czuday schätzt, dass durch FlexPivot anstelle herkömmlicher Drehgelenke mehrere hundert Gramm eingespart werden konnten. Außerdem wurden der Akku, die Antriebseinheit und die zugehörige Hardware individuell angepasst, anstatt Komponenten von der Stange zu verwenden. Wurden also an anderer Stelle Kompromisse eingegangen, um die Entwicklungskosten im Zaum zu halten – z. B. bei der Haltbarkeit?
“Unsere Presseveranstaltung in Portugal war ein großer Erfolg, und es waren Dutzende Bikes auf den Trails unterwegs. Über mehrere Tage hinweg wurden diese Bikes von zahlreichen Fahrern hart rangenommen. Trotzdem hatten wir keinerlei technische Probleme“, lächelt Czuday. “Die Testphase war so intensiv, dass wir eigentlich nicht nervös waren, aber es fühlte sich trotzdem gut an, und ich denke, wir haben unser Ziel erreicht.”